8. Münchner Forum Verbindungstechnologie mit zukunftsweisenden Vorträgen und begleitender Ausstellung
Im Dezember 2017 fand das 8. Forum Verbindungstechnologie im Holiday lnn, München Unterhaching statt. Zahlreiche Vorträge, praktische Workshops und eine begleitende Ausstellung behandelten die wichtigsten Themen rund um das Schrauben, Heben, Dichten und Schmieren.
Das Forum wurde veranstaltet von der Hytorc Barbarino & Kilp GmbH, der RUD Ketten Rieger & Dietz GmbH, der Kempchen Dichtungstechnik GmbH und der Lorenz Kommunikation. Die circa 100 Teilnehmer wurden zu Beginn der Veranstaltung von Klaus Lorenz, Geschäftsführer Lorenz Kommunikation, Grevenbroich, begrüßt, bevor es mit den Vorträgen losging.
Qualität, Sicherheit und Effizienz
Den ersten Vortrag des Forums hielt Prof. Dr. Christoph Friedrich von der Universität Siegen über ,,die Bedeutung der Verbindungstechnik für innovative Produkte – Hintergründe, Forschungsaktivitäten, Anwendungsbeispiele”. Augenmerk des Vortrags lag auf der Bedeutung zukunftssicherer Produkte. Besonders betroffen sind dabei auch Bauteilverbindungen, gerade weil durch immer steigende Vorspannung große Beanspruchungen “nahe den Werkstoffgrenzen vorliegen”. Zusätzlich werden aufgrund von Leichtbau und weil man Kosten einsparen will, kritische Werkstoffe eingesetzt.
Weiter ging es mit Prof. Dr. Peter Nieschmidt von der Hochschule München. Er referierte über “Arbeit und Führung im Wandel – Zukunft braucht Herkunft”. In seinem Vortrag betonte Nieschmidt, dass in der heutigen Zeit “Führungshandeln” zählt – nicht “Führungstechniken”. Dies beinhalte, dass ein Chef sich vor allem auf soziale Aspekte, also die soziale Interaktion der Mitarbeiter, konzentrieren sollte.
Anschließend galt die Aufmerksamkeit der Teilnehmer Prof. Dipl.-Ing. Alfred Isele, Dekan der Fakultät Maschinenbau und Verfahrenstechnik der Hochschule Offenburg. ln seinem Vortrag betonte er die Wichtigkeit, eine prozesssichere Verbindung herzustellen. Um dies zu garantieren, sei es unerlässlich, dass zwei verbundene Teile sich wie ein Teil verhalten. Auch dann, wenn “äußere Kräfte auf diese Verbindung wirken”.
Über “Schnelle und sichere Schraubenbewertung mittels FEM nach VDI 2230” ging es im Vortrag von Markus Meingast der Cadfem GmbH. Er stellte das Softwaremodul “Bolt Assessment inside Ansys” des Unternehmens vor. Mit diesem Modul ist ein “integrierter Nachweis konform der VDI-Richtlinie 2230” in dem FEM-Programm Ansys Workbench möglich. Es werden Sicherheiten gegen Fließen, Bruch, Flächenpressung und Gleiten berechnet und an einem 3D-Modell dargestellt.
Mit einem Thema, das in der heutigen Zeit viel Bedeutung hat, beschäftigte sich der Vortrag “Big Data zur Steigerung der Effizienz” von Zoltan Demeter der SYFIT GmbH. Er referierte darüber, wie große Datenmengen in Unternehmen effizient genutzt werden können, um dadurch wachsende Kosten zu reduzieren. Hierfür wurde von SYFIT in Zusammenarbeit mit RUD und der Telekom Deutschland eine Big-Data-Plattform entwickelt, auf der alle Betriebsmittel der Hersteller erfasst werden.
Im Rahmen des Forums wurden am ersten Veranstaltungstag drei verschiedene, zeitgleich stattfindende Workshops angeboten. Im ersten Workshop “Konstruktiver Leichtbau und wartungsfreie Schraubverbindung dank mobiler streckgrenzgesteuerter Anzugsverfahren sowie anerkannte Prüfmethoden” erklärte Patrick Junkers, Hytorc, wie ein mobiles Streckgrenzen gesteuertes Anzugsverfahren in die Praxis umgesetzt werden kann. Und vor allem auch, wie dieses Verfahren einen Beitrag zur Prozessabsicherung und Qualitätsüberwachung leisten kann.
Workshop Nummer 2 wurde betreut von Zoltan Demeter. Er zeigte auf, wie durch die Digitalisierung Mehrwert geschaffen werden kann. Augenmerk lag nicht darauf, dass in der heutigen Zeit alles digitalisiert wird, sondern darauf, wie durch die Digitalisierung ein Wettbewerbsvorteil entstehen kann.
Ein weiterer Workshop handelte von der “Auslegung, Optimierung und Montage von Equipmentflanschverbindungen”. Torsten Bial, Kempchen Dichtungstechnik, erklärte, dass die zuverlässige Dichtheit von Flanschverbindungen eine Voraussetzung für den sicheren und wirtschaftlichen Betrieb von Anlagen ist. Im Rahmen des Workshops wurde aufgezeigt, welche Möglichkeiten verfügbar sind, um dies zu erreichen.
Nach den Workshops folgten weitere Vorträge. Klaus-Dieter Schmidt, F. Reyher Nchfg., befasste sich in seinem Vortrag “Risikomanagement bei Importen aus Low Cost Countries” mit den Faktoren Kommunikation – vor allem innerhalb unterschiedlicher Kulturen -, Normenkenntnissen und Qualität. Diese haben in Low Cost Countries hohen Einfluss auf Importe.
“Erste Erfahrungen mit geklebten Composites als Lastaufnahmemittel” – darüber referierte Ingo Pautsch, RUD. Er erklärte, wie sich Leichtbauwerkstoffe mit den Anforderungen der Hebetechnik verbinden lassen. Anlass hierfür ist der “Hype” um Faser-Kunststoff-Verbunde (Carbon), die in der Industrie häufig Verwendung finden.
Ein starkes Duo bildeten Uwe Bergmann, RAG Deutsche Steinkohle AG, und Ulrich Oehms, Hytorc Seis GmbH, die gemeinsam über “Schraubfallanalyse und Klappkappenverschraubung am Schildausbau” berichteten. Im Vortrag stellten die Referenten das erste Beispiel unter Tage vor und berichteten über sich lösende beziehungsweise brechende Schraubverbindungen im Steinkohlebergwerk Prosper Haniel. Es mussten dort 144 Klappkappenkonsolen an den Hauptkappen neu verschraubt werden.
Rainer Remus vom Umweltbundesamt stellte die TA Luft Neufassung vor und erklärte den Teilnehmern, was die “wichtigsten geplanten emmissionsseitigen Änderungen für Betreiber und Behörden” sein werden. Ziel der Neufassung ist die Umsetzung europäischer Vorgaben und die Anpassung an den Stand der Technik.
Den letzten Vortrag des ersten Veranstaltungstages hielt Torsten Bial. Er referierte über “Flanschverbindungen, Beschädigungen an Dichtflächen, Ausgleichvermögen von Dichtungen und deren effektive Leckage”. Der Vortrag beschäftigte sich mit der Instandhaltung von Anlagen und vor allem mit der Frage, ob ein Fehler an Dichtflächen belassen werden kann oder ob der Flansch überarbeitet oder ausgetauscht werden muss.
Dichtheit und Korrosionsschutz
In den zweiten Tag startete Friedemann Reiß der TU Chemnitz mit dem Thema “Charakterisierende Kennwerte der Wirkfuge von Reibschlussverbindungen verspannter Bauteile”. ln seinem Vortrag ging es um die experimentelle Ermittlung von Haftreibwerten für eine Realbauteilanwendung. Hierbei wurde ein Überblick über wichtige Einflussgrößen gegeben. Auch zeigte Reiß anhand von Beispielen die Umsetzung in industrielle Anwendungen.
Über Belastungen für Bauteile durch höhere Anforderungen an Effizienz in Anlagen und dadurch erfolgte Veränderungen, berichtete Tolga Gebes, Kempchen, in dem Vortrag “Ring-Joint-Dichtungen, Anschmiege- und Dichtheitsverhalten von metallischen Ring-Joints” (…)”. Gebes Vortrag beschäftigte sich mit ovalen und oktogonalen Ring-Joint-Dichtungen, deren Verhalten unter Kälteeinfluss und die Auswirkungen von Schraubenkraft und Ausführung auf die Dichtheit.
Anschließend berichtete A.G.C.M. Ron de Rijk, EST Group B.V. (Curtiss Wright) über Tools für kostengünstige Prüfungen und Reparaturen, die von der Curtiss Wright Corporation entwickelt wurden. Vor allem in der Instandhaltung werden diese benötigt, um Schäden schnell zu erkennen, zu reparieren und abschließend zu prüfen.
Dimensionierung und neue Werkstoffe schonen Ressourcen – doch dadurch entstehen neue Anforderungen an den Korrosionsschutz. Dieses Statement stammt aus dem Vortrag “Applikationsmöglichkeiten von Zinklamellenbeschichtungen” von Torsten Voigt, Eibach Oberflächentechnik GmbH. Er erklärte, dass die Entscheidung für die richtige Beschichtungsart von den Teilen und Anforderungen, die an eine fertige Oberfläche gestellt werden, abhängig ist.
Ebenfalls mit Zinklamellenbeschichtungen beschäftigte sich der Vortrag von Andreas Fink der Atotech Deutschland GmbH. Er zeigte Beschichtungen und zyklische Korrosionsstests auf und gab Antworten auf OEM-Forderungen. Zusätzlich gab er einen Einblick auf aktuelle Entwicklungen und präsentierte Oberflächenkombinationen, die wachsenden Anforderungen standhalten.
“Multicoating und Multifunktion. Vision oder Realität?” Um diese Frage zu beantworten, zeigte Peter Messing, Magnis Europe GmbH, in seinem Vortrag Beispiele aus der Anwendungspraxis für Verschraubungsbeispiele und Funktionen.
Folgend referierte Björn Greis der Kuhne Anlagenbau GmbH über den “Einfluss der Reibung auf die Vorspannkraft”. Er erklärte, dass die Dichtigkeit der Werkzeuge gewährleistet sein muss, um höheren Output zu erreichen. In seinem Vortrag stellte er Ergebnisse einer praktischen Untersuchung vor, in der der Einfluss verwendeter Schraubpasten auf die erzielte Vorspannkraft untersucht wurde.
Anschließend berichtete Selcuk Güres, August Friedberg GmbH, über das “Reibverhalten von hochfesten Schraubverbindungen (HV-Garnituren) unter Berücksichtigung von Witterungseinflüssen”. Augenmerk seines Vortrags lag auf feuerverzinkten HV-Garnituren nach DIN EN 14399-4/-6, die im Stahlbau universell einsetzbar sind. Güres betrachtete in seinem Vortrag mögliche Auswirkungen von Witterungseinflüssen infolge von Feuchtigkeit und Temperatur auf die Reibung.
Den letzten Vortrag des Forums hielt David Jaramillo, RUD, über Chancen für die Maritime & Offshore lndustrie. Er durchleuchtete “Anschlag- und Zurrtechnologie”, zwei wichtige, mit dem Meer verknüpfte Industriezweige. Zum einen ist dies die Schifffahrt andererseits die Offshore lndustrie.
Die begleitende Ausstellung gab den Teilnehmern zwischen den informativen Vorträgen, die Möglichkeit zum Networking.
(Verlag: W. Sachon, Zeitschrift: Industriebedarf Nr.1 2018, kk)